Kartoffelvollernter Grimme „Universal“

Bericht Meppener Tagespost 30.09.2017

ERNTEFEST DES HEIMATVEREINS

Mit dem Universal über den Acker in Altenberge

Von Matthias Engelken

Gleich nach der Ernte säuberten Marco Büter (v.l.) Wolfgang Thole, Bernd Robben und Josef Bonnarens den Grimme Vollernter Universal. Foto: Matthias Engelken

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Haren. Mit historisch bedeutsamer Technik rodet in diesen Tagen der Heimatverein Altenberge seine Kartoffeln.

Ein komplett restaurierter Grimme Vollernter Universal aus dem Jahr 1957 wird dafür verwendet. Das seltene Stück ist zu sehen am 1. Oktober 2017 auf dem Erntefest.

Bedächtig zieht ein tuckernder Deutz eine rot glänzende Maschine über den Kartoffelacker. Ein monotones Surren und Knirschen der Ketten begleitet das Gespann. Nicht ohne Stolz blicken Mitglieder des Heimatvereins Altenberge auf das historische Gerät hinter dem Traktor. Der Grund: Es handelt sich bei der Erntemaschine um einen Grimme-Kartoffelvollernter Universal aus dem Jahr 1957. Ein Jahr zuvor erst hatte damals das Unternehmen Grimme aus Damme mit dem Universal die Serienfertigung des ersten einreihigen Kartoffelvollernters gestartet, der von Schleppern gezogen wurde. Ein wirklicher Fortschritt im Vergleich zu den vorherigen Techniken, etwa den Schleuderrodern, bei denen im Anschluss viele helfende Hände benötigt wurden.

Knollen im Bunker

Der neue Typ sammelte nun die Knollen im Bunker. Gleich im ersten Jahr liefen bereits 40 Maschinen dieses Typs vom Band, mit rasant steigender Tendenz in den Folgejahren. Im Emsland wurden gleich zwei Maschinen verteilt, eine ging an den Landmaschinenhändler Bernard van Lengerich in Emsbüren, der zweite an das Unternehmen H. Perk in Lorup. Buschermöhle in Ankum und Bley in Cloppenburg erhielten weitere, einige blieben aber auch in der Nähe des Unternehmens um fortan praktische Erfahrungen zu sammeln. Das wirkte. „Diese Maschinen waren nicht nur in Westdeutschland ein großer Erfolg, bereits in den Fünfzigerjahren exportierte das Unternehmen schon 50 Prozent seiner Roder in die Niederlande“, weiß Josef Bonnarens. 2008 hatte er zufällig einen Universal bei einem Landwirt im Emsland gefunden. „Ein seltenes Stück“, wie Bonnarens gleich wusste. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Heimatvereins Altenberge Bernd Robben kaufte er das gute Stück. Bis dato hatte die Maschine in einer Scheune gestanden. Nach dem Erwerb testeten die Heimatfreunde gleich das Gerät. „Mit Erfolg“, erinnert sich der Landwirt. Doch schon da war klar, ihn komplett zu restaurieren. Mit Marco Büter war schnell ein findiger Restaurator in den eigenen Reihen gefunden. Zusammen mit Schwiegervater Wolfgang Thole nahm der 41-Jährige sich der Sache an. Zerlegte das Gerät komplett in Stücke, sodass es in die Garage passte, restaurierte jedes einzelne Bauteil. Dabei kam auch das Baujahr zutage: In der Reifenfelge war die Zahl 1957 eingestanzt.

Jedes Lager erneuert

Jedes Lager wurde in der Folge erneuert, die Bänder erneuert. Ein halbes Jahr lang an vielen Abenden nahmen er und sein Schwiegervater sich dafür Zeit. Wieviele Stunden sie investierten, mögen beide gar nicht berechnen. Sprechen lieber von einem schönen aber zeitintensiven Hobby, bei dem Ideenreichtum gefragt ist, denn Ersatzteile gibt es nicht viele. „Nur noch ganz wenige dieser Vollernter sind zu finden“, weiß nun auch Büter. Hilfe erhielt der Altenberger unter anderem beim Landmaschinenhändler Martin Grönniger in Wesuwe, der ein gut erhaltenes Band, welches das Kraut von den Knollen zupft und nach hinten transportiert, im Lager hatte und nur etwas kürzen musste. Damit die Maschine auch wirklich originalgetreu wirkt, ließen sich Büter und Thole das ehemalige geschwungene Grimme-Emblem bei einem Werbegrafiker nachdrucken.

Fachliche Unterstützung

„Fachliche Unterstützung bekam ich aber vor allem von den älteren Vereinsmitgliedern“, erzählt der gelernte Technische Zeichner. Denn sie hatten noch mit den Geräten gearbeitet, kannten die einzelnen Funktionen „und hatten so manche Anekdote zu erzählen“, wie Büter sagt. So etwa, dass der Kippbunker auch „Totschläger“ genannt wurde, da einige Landwirte beim Betrieb unter den Bunker gerieten und dabei Quetschungen erlitten. Oder aber, dass die Maschine auf Neukulturen im Emsland durchaus Schwachstellen hatte, wie Bonnarens noch aus seiner Jugend weiß. „Da kamen viele Stubben mit in die Maschine und setzten sie zu“, sagt der 71-Jährige. Dennoch war der Universal ein großer Fortschritt. „Gut einen bis anderthalb Hektar pro Tag konnten wir rodern“, erinnert sich Bonnarens an die große Arbeitserleichterung. Meist hatte aber nicht jeder Landwirt trotz diverser finanzieller Fördermöglichkeiten ein solches Gerät, sondern lieh die Maschine für eine kurze Zeit aus. Schrittweise breitete sich auch wegen dieser Errungenschaft in der Folge der Kartoffelanbau im Emsland aus.

Technische Grundstock blieb

Im Vergleich zu heute ist der Grimme Universal ein übersichtliches Gerät. Bis zu acht Hektar Kartoffeln werden mit modernen Maschinen pro Tag geerntet. Computer, GPS und weitere technische Errungenschaften haben auch dort Einzug gehalten. „Doch der technische Grundstock von der Kartoffelaufnahme über das Krautband bis hin zum Bunker ist geblieben“, ist Bonnarens davon überzeugt, dass der Universal eines der Gründe für die positive Entwicklung der Landwirtschaft im Emsland war. Auch deshalb hat der Heimatverein Altenberge das Gerät angeschafft und restauriert. Eigentlich sollte es lediglich zur Schau gestellt werden. „Doch uns juckte es in den Füßen, das Ding auszuprobieren“, lacht Bonnarens. Marco Büter hingegen fand die Idee weniger gut angesichts seines hohen Zeitaufwandes, dem jetzigen Wert und der Tatsache, dass die glänzende Maschine durch den sandigen Acker gezogen würde. „Doch jetzt bin ich stolz, weil das Gerät super funktioniert“, freut er sich.

Grimme Kartoffeltechnik

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